Donnerstag, 24. April 2014

Pacific Crest Trail - Wüste



 Mexikanische Grenze 
Nun kann es endlich losgehen!!!

Am Mittwoch den 16.04.14 wurde ich von den Trailangeln (Freiwillige) zum Startpunkt gebracht.  Pünktlich um 07:00 Uhr konnte es dann auch losgehen. Die Wanderung beginnt in einer wüstenähnlich Gegend .  Der Trail verläuft überwiegend auf sandigem Boden in einem hügeligem Gelände. 




Pacific Crest Trail bedeutet, dass der weg immer auf dem Bergrücken verläuft und man somit häufig grandiose Aussichten genießen kann.


Entlang des Trails wuchsen zunächst hüfte- bis kopfhohe Büsche, die es zu durchqueren galt.


Der erste Tag verlief relativ moderat mit zum Teil saftigen Anstiegen. In der prallen Sonne war das natürlich kein Geschenk.
Jedoch kam ich dann gegen 17:00 Uhr unversehrt am ersten Zielort an.

Campo

Campo ist eine kleine Gemeinschaft, die sich 20 M nördlich der mexikanischen Grenze befindet. Diese besteht aus einem Zeltplatz, 3 Häuschen und einen kleinen Laden. 
Der Zeltplatz ist sehr schön an einem kleinen See gelegen. 
Ich lernte hier meine zukünftigen Wanderpartner kennen. 2 Männer aus den USA und einer aus Belgien.  
Wir begannen den nächsten Tag gemeinsam Richtung Mt. Laguna zu wandern. Je näher wir Mt. Laguna kamen umso mehr veränderte sich die Landschaft. Von einer wüstenähnlichen Landschaft trafen wir plötzlich auf einen Nadelwald.  Inmitten dieses Waldes befand sich Mt Laguna. Eine kleine Ortschaft, welche nur aus Holzhütten bestand.


Gleich am Anfang befand sich ein kleiner Outdoor-Laden. Auf ungefähr 15 m2 hatte dieser alles was Globetrotter auf 1000m2 zu bieten hat. Wahnsinn!!!


Außerdem befand sich ein speziell auf Wanderer abgestimmter Lebensmittelladen im Ort. Hier entstand mein "hikername". Jeder Wanderer auf dem Pct erhält früher oder später einen Spitznamen, welcher aus seinen Taten oder Charakterzügen entsteht.



Ich kaufte diverse Sachen und eine kleine Packung kalte "Milch". Nach einem 20 Meilen Tag natürlich ein Hochgenuss. 
Schnell geöffnet und hinter damit. Ich dachte mir, dass diese Milch aber sehr süß ist... Alle schauten mich an und begannen zu lachen. Half & Half stand auf der Packung. Halb Milch halb Kaffeesahne...hab ich wohl übersehen. Mein Trailname war jedoch sofort in Stein gemeißelt. "Half & Half"...


Sunrise Hwy


Jeden Tag konnte wir andere Landschaftsformationen erleben. Erstaunlich wie schnell und vielfältig sich das Bild der "Wüste" verändert. Aber seht selbst:












Von sandigen und schroffen Felsen zu weichen und sanften grasbewachsen Hügeln war an einem Tag alles zusehen.


Am Abend trafen wir an einer Hwy Brücke ein. Dort wurde ein riesiger Wassercache bereitgestellt. Alle Wanderer konnte an diesem sehr desolaten Ort ihre Wasservorräte wieder auffüllen. 


An vielen Orten ist es schwierig an Wasservorräte zu kommen. Das können teilweise Strecken von 20-30M sein
Freiwillige organisieren an verschiedenen Örtlichkeiten eine Wasserversorgung. Das macht es den Hikern einfacher diese langen Durststrecken zu überbrücken.




Warner Springs


Nach 110 Meilen erwartete uns gefühlt das "erste Mal" die Zivilisation!!! Durch den Wüstenstaub sind Kleidung und Körper völlig eingestaubt...Eine Dusche und die Waschmaschine tat gleichermaßen gut.




Gleichzeitig versammelten sich alle Wandersmänner an dieser Gemeinschaft um die Ausrüstung zu optimieren und "Verletzungen" zu versorgen.

Mongolei

Aus Warner Springs raus und plötzlich waren wir in der Steppe.

Man dachte, dass Dschingis Kahn jederzeit über einen Hügel geritten kommt.


Und siehe da...sein Steppenadler war noch da. Dieser machte aber eher eine versteinerte Miene.



Skyranch

Während der Wanderung trafen wir plötzlich auf einen sehr skurrilen Ort. Mit vielen bunten Schildern wurden wir auf die skyranch aufmerksam gemacht. Dort soll es Wasser geben...

Als wir auf den Hof kamen war uns zunächst ein wenig unwohl. Der Ort sah nicht sehr einladend aus. Überall Schrott, alles wirkte halb fertig, Messer hingen hier und da...Naja wird schon!!!


Uns begrüßte dann einer von der Arbeit und dem Wetter gezeichneter älterer Herr. Natürlich war er freundlich...wer hätte das gedacht.


Es sammelten sich immer mehr Wanderer an und es entwickelte sich zu einem netten Vormittag. Die Gitarrensaiten wurden geschwungen und die Stimmen geölt. 
Außerdem gab es für mich eine Lehrstunde im horseshoe  (Hufeisen) werfen...Aller Anfang ist schwer!!!


Während der weiteren Wanderung genossen wir spektakuläre Aussichten.



Paradise Valley Café 

Plötzlich tauchte ganz in der Nähe des Trails eine wunderbare Erscheinung hervor. Das Paradise Valley Café!!!


Endlich Burger. Wow, was für eine Wohltat. Jeder der intensiv wandern war weiß wovon ich hier spreche...:)
Ungeachtet dessen war das der beste US Burger den ich hatte.


Idyllwild

Da der Pacific Crest Trail für ca. 30 M wegen eines Waldbrandes gesperrt war, mussten wir diesen umfahren. 
Ein netter Herr kam direkt auf uns zu und packt 9 Hiker im Tetrissystem in seinen kleinen PKW...Er fuhr uns freundlicherweise in die nächste Ortschaft. Idyllwild ist ein kleiner verschlafener Bergort aus Holzhütten in mitten eines Nadelwaldes.







Wir genossen unseren ersten Zeroday (pausentag) um unsere geschundenen Körper zu Pflegen. Doch die Berge im Hintergrund ließen uns keine Ruhe. Wir wollten weiter, hoch auf 3300 Meter!!! 

Doch zu früh gefreut. Das Bergwetter ist launisch. Für die nächste Nacht wurde ein Schneesturm vorhergesagt!!! Das hieß noch einen Tag warten...Und das ende April.


Doch wer mich kennt weiß: Schnee=Abenteuer. Also alles bestens. Der Tag nach dem "Schneesturm" war Startag für die großartige Besteigung auf den 3300er.
Der Berg war in ein 10-15 cm hohe Schneedecke gehüllt. Selbst im Februar war das nicht der Fall. Die Temperaturen waren unter dem Gefriererpunkt, d.h ständig in Bewegung bleiben. 



Die steilen Anstiege ließen die Knochen brennen, die Aussichten entschädigten jedoch für all die Strapatzen.

 

Nicht Immer ist die Wegfindung auf dem PCT ganz klar. Somit wird diskutiert!!!






Was für ein Freude. 3300 Meter. Nach ca. 3-4h Aufstieg war es geschafft. In eisiger Kälte und starkem Wind konnten wir nur kurz die grandiose surreale Aussicht genießen. Auf dem Schneebedeckten Berg, entstand ein gegensätzliches Bild. Im Schnee stehend und zitternd schaute man über die heiße Wüste. Wahnsinn!!! Kein Bild kann beschreiben was man in diesem Augenblick gesehen hat.


Es war eiskalt. Unsere Füße waren durch den Aufstieg im Schnee komplett nass. Nun begann sie zu gefrieren. Das bedeutete, dass wir so schnell wie möglich an Höhe verlieren mussten um einen einigermaßen sicheren Campingplatz zu finden. Der Tag neigte sich dem Ende zu. 

Das Zusammenspiel mit der untergehenden Sonne ergab eine wunderbare Komposition
 



Auf ca. 2800 Metern fanden wir dann gerade noch rechtzeitig vor der der Dunkelheit einen Zelzplatz. Die Temperatur war weit unter Null, Füße und Händ nicht mehr zu spüren. Mit letzter Kraft wurden die Heringe in dem Schnee gepresst. Der Wind peitschte uns um die Ohren!!! Mit letzter Kraft und blauen Füßen krochen wir alle in unseren warmen Schlafsack...was für ein Tag.
So hab ich mir die "Wüste" nicht vorgestellt.



Der Abstieg richtung Wüste verlief hingegen reibungslos. Es wurde....wärmer!!! Der Schnee verschwand.




Am Ende des Tages trafen wir bei den Trailangeln Ziggy and the Bear ein. Wow.
Zuerst ein Fußbad, dann ein großes Eis. Am nächsten Morgen gab es sogar ein reichhaltiges Frühstück. Also sehr viel Gastfreundlichkeit auf einmal.


Moonshine und Soapbox beim Abendessen.


Big Bear City

Weiter ging die große Amerikareise. Ziel war eine Goldgräberstadt Names Big Bear. Diese Bezeichnung kommt nicht von ungefähr. Vor dem Goldrausch gab es in diesem Gebiet zahlreiche Bären, darunter sogar Grizzlys!!! Der Lebensraum wurde allerdings durch die Gier des Menschen nach Gold vernichtet.

Auf dem Weg dorthin durchquerten wir Landschafstformationen die der Wüste ähnelten, aber wie immer unerwartet landeten wir überraschend in völlig anderen Vegetationsformen. 
Alles deutete auf Kanada hin. Sind 4200 km so schnell vorbei?


Als wir den "Kanadischen Wald" durchquerten trafen wir auf eine Mülltonne und ein Sofa !!!  Na sowas. Hat Familie Bär ihren Sperrmüll rausgestellt? ;)
Natürlich war es ein Wassercache versteckt in einer Mülltonne. Nette Idee.


Was für ein Baum!!! Ich konnte ihn leider nicht ganz umgreifen

Und dann ging es los. Um nach Big Bear zu gelangen mussten wir trampen. Das hört sich einfach an, jedoch muss man sich vorstellen, dass wir nicht wie "normale" Menschen sind. Wir stinken, haben lange Bärte, sind dreckig und ungepflegt. Wer will uns da schon auf seine schönen Ledersitze kriechen lassen. Zum Glück gibt es genügend Personen, die den PCT kennen und die Hiker einschätzen können. Ungefähr 45 min. später war es dann soweit. Ein netter Herr stopfte uns in seinen Pickup und brachte uns direkt zum Hostel. Die Zeit in der Stadt wurde natürlich genossen mit essen und nochmal essen...


Ohhh man. Ein pfannenkuchen mit Schokolade, salziger Butter und Sirup


Und dazu Bacon und Ei


Wenn man nicht mehr laufen kann fährt man halt einkaufen.

Jede Pause muss auch mal zuende gehen...dafür erwarteten uns im weiteren Verlauf viele schöne Situationen









Zelten unter freiem Himmel

Half and Half  nach dem Aufstehen




Mc Donalds

Ein Highlight jagt das andere. Wir hatten an diesem Tag einen 13 M Tag vor uns. Am Ende dieser Etappe sollte etwas ganz besonderes warten...Mc Donalds!!!
Ohne Pause ohne Rast rannten wir die 13 Meilen in ca. 4 Stunden. Gut Ausgeschildert konnten wir es auch nicht verpassen.






Und dann ging es los!!! Einmal das ganze Menü hoch und wieder runter bestellt um die hungrigen Mägen der Wanderer zu stopfen. Mein gesamtes Menü hatte dann am Ende läppische 3500 Kalorien. Naja man gönnt sich ja sonst nichts.
 
Amerikanischer milchshake bei Mc D.
Um weiten besser als die deutsche Variante. Auf den Shake gab es nochmal ne Portion Sahne und eine Kirsche.


Bilderrätselzeit: 
Was befindet sich in der braunen Tüte in meinem Rucksack?

Und? Schokolade?







Hikerversammlung




Mt. Baden Powell

Schon fast langweilig mussten wir diesmal auf einen 2800 Meter hohen Berg steigen. Mt. Baden Powell. Benannt nach dem Gründer der Amerikanischen Boy Scout Bewegung. 

Aus irgendeinem unerklärlichem Grund zogen wir Frau Holle hinter uns her. Wie ich zu Beginn sagte, es schneite fast den gesamten Winter nicht und nun war es schon Mai. Die gute Nachricht, wir mussten nicht schwitzen...

Dichte Wolken zogen über die Berge und verschlangen die Spitzen. Spektakulär kletterten diese die Hänge hinauf wie Wellen die den Strand auffressen. Immerwieder Schnee und peitschender Wind. Die Nadelbäume zogen sich ihr weißes Winterkleid über und erstarrten für einen Augenblick.









Nur die Sonne vermochte gegen die Macht der Wolken anzukämpfen. Goldene Schwerter durchbrachen den dichten Dunst.









Auf der Spitze des Mt. Baden Powell erstrahlte die Sonne im vollen Glanz. Unsere Blicke verloren sich in der Weite des Horizonts.






Da es speziell in Südkalifornien sehr trocken ist, kommt es häufig zu Waldbränden. Diese Gebiete ergeben ein desolates Bild.








Achtung!!! Dieser Busch sieht ungefährlich aus...doch er hat es in sich. Auf den Blättern befinden sich Öle, die bei Berührung verbrennungsähnlichen  Ausschlag hervorrufen. Auf einem Etappenabschnitt mussten wir diesem Busch ständig ausweichen.




Trailmagic


An verschiedenen Orzen auf dem trail wird man immer wieder von sonderbaren Personen positiv überrascht. Wir kamen einen Berg hinunter und sahen einen großen Wohnwagen. Ein drahtig aussehender Herr im gehobenen Alter begrüßte uns herzlich und lud uns auf ein wunderbares Eis ein. Fruchteis mit Cola...diese Kombination war doch in der Kindheit immer verboten...;) jetzt konnten wir jedoch ohne die wachsamen Blicke der Eltern zuschlagen...


Quinoa versucht die Gaskartusche mit dem Trekkingstock zu entleeren...erfolglos.


Der Tunnel: Eine Freewayunterführung 
Die Silhouette erinnert an das PCT-Zeichen




Star Wars

Ganz plötzlich hatte ich dann das Verlangen mein Laserschwert zu ziehen. 
Ich befand mich nähmlich ganz dicht bei Obi und Herrn Raider. 
In diesem Abschnitt wurden Auszüge aus den Star Wars Filmen gedreht. Hollywood so nah. Okay wenn man ehrlich ist lag Hollywood ca. 50 Meilen von diesem Ort entfernt...







Seltsame Begegnung

Nun ist es soweit. Die letzten Tage der Wüste sind gezählt...doch diese sollten es noch einmal in sich haben!!!
Zunächst stand jedoch eine sehr spezielle Begegnung bevor. "Die Andersons". 


Die erste Freundlichkeit der Andersons ereignete sich auf einem heißen Trailabschnitt kurz vor dem eigentlichen "Zauberwald". Während wir den Trail durstig und ausgetrocknet entlangtaumelten. Eine Frankensteinfigur befand sich plötzlich vor einem buschigem Baum. Ich dachte mich im Delirium der Wasserlosigkeit zu befinden. Ein genauerer Blick brachte jedoch einen Wassercache zum Vorschein. Gut versteckt unter schattigen Bäumen konnten wir Cola und Wasser genießen. Ein Moment der vollkommenen Zufriedenheit.



Und dann war es soweit. Die Sagenumwobenen Andersons. Ein Ort der an Spezialität nicht zu überbieten ist. Zünächst gab es eine herzliche Umarmung von Frau Anderson und jeder musste sich ein eigenartiges Hawaiihemd überziehen. Sein Zelt stellt man nicht etwa auf einer Wiese auf...Das ganze Grundstück bestand aus einem kleinen verzweigten und verwünschen Wald indem Mann sich seine Schlafmöglichkeit suchte. Unglaublich. Danach galt es den puren Hippiekult zu genießen. Doch wer mehr wissen möchte muss den Trail für sich entdecken.
  


Jeder verewigte sich auf einer Leinwand.

Mojave

Nach alle den skurilen und wunderbaren Momenten stand einer der härtesten Abschnitte bevor. Die Mojavewüste. Zur Zeit unseres Eintreffens sollten uns Temperaturen bis zu 40 Grad bevorstehen. Es war unmöglich diesen Abschnitt bei Tageslicht durchzuführen. So entschlossen wir uns für unserer ersten Nachtwanderungen. Ausgerüstet mit Stirnlampen liefen wir dem Sonnenuntergang entgegen und genossen die Kühle der Nacht

Baustelle auf dem PCT

Dem Wasser so nah und doch so fern. Das Aquädukt der Mojave. Unmengen an Wasser weden aus den naheliegendem Gebirgen gesammelt und nach LosAngeles geleitet. 


Joshua Trees



Ein stetiger und kräftiger Wind in der Wüste wird zur Energiegewinnung genutzt 


Trotz der ganzen Widrigkeiten ist die Wüste ein ganz spezieller Ort und Wert gesehen zu werden. Viele Kleinigkeiten wie die Tierwelt und Pflanzenwelt oder die einfache Freude über Wasser machen es zu einem unvergesslichen Augenblick.





Jeder Schatten wird genutzt um der prallen Sonne auszuweichen.


Frisch blühende Blumen inmitten verbrannter Landstriche brachten wunderbare Gerüche hervor.





1000 km sind geschafft. Das bedeutet rund ein Viertel des Trails ist absolviert.








Unvergesslich neigen sich die Tage in der Wüste dem Ende zu. 
Die High Sierras sind nahe.